Orectolobiformes

Bei dieser Ordnung stoßen wir gleich auf ein Problem. Die Fachleute sind sich noch nicht einig, ob zu der Ordnung der Orectolobiformes fünf oder gar sieben Familien gehören. Einigkeit besteht allerdings über die insgesamt 33 Arten

Orectolobiformes – Aussehen & typische Merkmale

Alle Haie der Ordnung Orectolobiformes tragen ein vor den Augen gelegenes, subterminales (= unterständiges) Maul, sowie eine deutlich sichtbare Naso-Oralrinne (siehe „Geruchsinn“), die das Maul mit den Nasenöffnungen verbindet. Das aber eindeutigste Merkmal für Haie dieser Ordnung, sind die Nasenbarteln. Die Barteln können unterschiedlich lang sein. So besitzen Ammenhaie (Ginglymostomatidae) lange, Blindhaie (Brachaeluridae) hingegen kurze Barteln. Die sogenannten Wobbegongs (Orectolobidae) besitzen verschieden lange Barteln und ihr Maul scheint wie von einem dichten Schnurrbart umwachsen zu sein.

Orectolobiformes
Das typischste Merkmal der Wobbegongs (Orectolobidae) sind die Zirren, die das Maul wie die Fransen eines Teppichs umgeben. © by Angelo Mojetta

In keiner anderen Ordnung findet man eine solche Vielfalt vor wie bei den Orectolobiformes, auch wenn man Angehörige anhand der oben beschriebenen Merkmale recht eindeutig und einfach bestimmen kann. Besonders in der Größe gibt es ganz gewaltige Unterschiede. Da gibt es zum Einen die nur wenige Zentimeter langen Kragenammenhaie (Parascyllidae) und zum Anderen den mit rund 18 Metern Länge größten Fisch der Erde, den Walhai (Rhincodon typus). 

Wobbegong
Auf diesem Bild sieht man die Nasenbarteln der Haie der Ordnung Orectolobiformes besonders deutlich. © by Angelo Mojetta

Von wenigen Ausnahmen (wie z. B. dem Walhai) abgesehen sind diese Haie Bodenbewohner, wie man an ihren flachen Körpern, dem verlängerten Schwanz und ihrer leuchtenden Färbung erkennt, die sich deutlich von der meist düsteren Zeichnung anderer Haie abhebt. Ganz besonders farbenprächtig sind die bereits erwähnten Wobbegongs (Orectolobidae), sowie die Zebrahaie (Stegostoma fasciatum), die allerdings lediglich als Jungtiere eine abwechselnd schwarz-weiße Streifung tragen.

Orectolobiformes – eine Kuriosität, aber keine Seltenheit

Zum Abschluß noch eine kleine Kuriosität, die bei den Haien aber keine Ausnahme bildet:
Bei der Ammenhaiart Ginglymostoma cirratum ist es möglich anhand von verschiedenen Körpermerkmalen und Zeichnungen drei Populationen zu unterscheiden, obwohl alle ein und derselben Art angehören. Eine lebt entlang der afrikanischen, die zweite an der amerikanischen Atlantikküste und die dritte im Pazifik an den Küsten von Kalifornien bis Peru. Man vermutet diese drei Populationen entstanden durch die Kontinentaldrift, die den Atlantischen Ozean hervorbrachte, sowie das anschließende Auftauchen jener Landmasse, die den nördlichen amerikanischen Kontinent mit dem südlichen verband und so das Karibische Meer vom Pazifik trennte. Auch bei den Carcharhinidae (innerhalb der Ordnung der Carcharhiniformes) ist etwas Vergleichbares zu erkennen.

Das Ganze zeigt wunderbar die Variabilität und Anpassungsfähigkeit der Lebewesen dieser Welt, die übrigens ganz und gar nicht zwangsläufig auf eine (Makro-)Evolution hinausläuft. Vielmehr zeichnet sich eine unregelmäßige, mosaikartige Merkmalsverteilung ab, die eher für das Vorhandensein biologischer Grundtypen und Variationen derselben spricht.

Ammenhai
Tagsüber sieht man häufig rastende Ammenhaie, die nachts dafür umso aktiver werden. © by Angelo Mojetta