In Sachen Hai Nahrung muss festgehalten werden, dass es viele sehr spezialisierte Haiarten gibt.
Was fressen Haie?
Die Filtrierer
Manche fressen ausschließlich Muscheln und Krebstiere, andere fressen Fische. Die Walhaie (Rhincodon typus), Riesenhaie (Cetorhinus maximus) und Riesenmaulhaie (Megachasma pelagios) bevorzugen – trotz ihrer enormen Größen – winziges Zoo-Plankton, das sie mit Hilfe ihrer Kiemen aus dem Wasser filtern (s. Abbildung unten). Sie haben alle sehr kleine Zähne und ein endständiges Maul, um die Ausbeute an Plankton zu optimieren. Außerdem haben sie sehr stark modifizierte Kiemen, die eine Art riesengroßes Filtersystem bilden.
Der Riesenhai und der Riesenmaulhai haben z. B. Kiemen mit tausenden kleinen, hornigen Stacheln, den sogenannten Kiemenreusen. In diesen Kiemenreusen bleiben Kleinstlebewesen (wie eben das Zoo-Plankton) hängen, die mit dem Wasser ins Maul einströmen. So kann ein Riesenhai ca. 9 Tonnen (!) Wasser pro Stunde filtern. Komischerweise haben allerdings Riesenhaie im Winter keine Kiemenreusen. Die Frage, wovon sie sich im Winter ernähren, ist noch offen. Die plausibelste Hypothese erscheint vielen Forschern, dass sich die Riesenhaie im Winter in tiefere Gewässer zurückziehen und eine Art Winterruhe halten, in der ihnen neue Kiemenreusen wachsen.
Ein Walhai ist aktiver als ein Riesenhai. Er öffnet und schließt das Maul beim Schwimmen, wobei Kleinstorganismen im schwammigen Gewebe hängen bleiben, das an den Knorpelwänden der Kiemen festsitzt.
Der Allesfresser
Den Allesfresser unter den Haien, stellt der Tigerhai (Galeocerdo cuvier) dar. Von Stiefeln über Blechdosen bis hin zu Zigarettenschachteln, hat man schon alles in seinem Magen gefunden… Deshalb wurde er sogar schon zum „Mülleimerhai“ (engl.: garbage can shark) ernannt.
Die Fähigkeit, einfach alles fressen zu können, verdankt der Tigerhai übrigens der besonderen Struktur seiner Zähne. Sie sind von dreieckiger Form mit einem Sägerand und ergänzen sich mit den Hin-und-Her-Bewegungen der Kiefer perfekt zu einer Säge, die sogar in der Lage ist, die dicken Panzer von Meeresschildkröten zu zerschneiden.
Benthische Arten (Bodenbewohner)
Manche benthischen (d. h. bodenlebenden) Haie, wie z. B. Ammenhaie (Ginglymostoma spp.) oder Engelshaie (Squatina spp.), verstecken sich in sandigen Böden. Sie lauern ihren Opfern auf, welche sie dann einfach „einsaugen“ (siehe „Atmung“).
Doch der ganze Trick der Haie, besteht nicht allein in ihrer Anpassungsfähigkeit, sondern vielmehr in ihrer Spezialisierung. So können mehrere Haiarten ohne jeglichen Konkurrenzkampf nebeneinander koexistieren, da sie auf unterschiedliche Nahrung spezialisiert sind.
Variierende Hai Nahrung mit dem Wachstum
Wieder andere Haiarten ändern sogar ihre Fressgewohnheiten in Abhängigkeit von ihrem Wachstum. Kleine Weiße Haie (Carcharodon carcharias) beispielsweise bevorzugen Oktopoden und kleinere Fische. Später, wenn sie größer sind und ihnen scharfe, große Zähne gewachsen sind, steigen sie um auf Seelöwen oder Delfine.
Dennoch bildet der Weiße Hai dadurch nicht gleich überall die Spitze der marinen Nahrungskette. In Meeren in denen er z. B. mit Schwertwalen (Orcas) konkurriert, ist dessen Überlegenheit unumstritten – es kommt sogar vor, dass Orcas Weiße Haie fressen!
Des Weiteren ist beim Weißen Hai auffällig, dass er tagsüber Beute bevorzugt, die nahe der Oberfläche schwimmt. So bestehen für ihn bessere Chancen einen Überraschungsangriff erfolgreich abzuschliessen, bei dem er von unten kommend die Beute überrumpelt. In der Nacht hingegen, zieht der Weiße Hai zur Jagd tiefere Gewässer vor.
Ähnliches lässt sich auch beim Makohai (Isurus spp.) beobachten. Junge Makohaie fressen überwiegend Kopffüßer und kleine Fische, während erwachsene Tiere Schwertfische, Marlins oder Delfine bevorzugen.
Bei allen Haien gilt aber eigentlich der Grundsatz, dass sie sich jeweils auf das konzentrieren, was gerade am Leichtesten zu erbeuten ist.
Der Verdauungstrakt der Haie
Große Beutetiere (also in Bezug auf die Größe des Hais), werden erst getötet und dann verschlungen, während kleine Beute durchaus auch unzerteilt verschlungen wird.
Die Vorsicht mit der der Hai bei seinen Attacken vorgeht ist erstaunlich. Jagt ein Weißer Hai beispielsweise einen See-Elefanten (Mirounga spp.), so wird dieser meist von unten attackiert. Der Hai versucht dem See-Elefanten dabei in die Brust oder in die hintere seitliche Rückenregion zu beißen. Dadurch wird der See-Elefant bewegungsunfähig gemacht. Anschließend wartet der Hai einfach in einiger, sicherer Entfernung, bis sein Opfer stirbt und kommt erst dann zurück um es zu verspeisen.
Der Magen der Haie stellt etwas ganz Besonderes dar. Er wird durch den sogenannten Pförtner vom Darm getrennt. Die innere Wand des Darms ist spiralig gefaltet, was die Oberfläche vergrößert, ohne den Darm zusätzlich zu verlängern. Diese ganz eigentümliche Struktur des Darms verhindert, dass unverdauliche Teile der Beute durch den Darm wandern. Anstatt diese durch den After auszuscheiden, würgt der Hai sie wieder hoch.
Die größte Drüse des Verdauungstraktes ist die Leber. Sie enthält viele Fette und andere Substanzen. Dies bedeutet, dass ein Hai über längere Zeit ohne Nahrung auskommen kann, indem er seine Leber als Energiereserve nutzt. Die Leber ist aber auch wichtig für das hydrostatische Gleichgewicht des Hais. Das bedeutet, dass der Hai diese Drüse benutzen kann, um sein spezifisches Gewicht zu reduzieren und seinen Auftrieb zu erhöhen. Das ist für den Hai besonders wichtig, denn er hat im Gegensatz zu den meisten Knochenfischen keine Schwimmblase, die ihm Auftrieb gibt (mehr zu der speziellen Rolle der Leber unter „Leber“).
Übrigens sind Haie ganz ausgezeichnete Futterverwerter! Es sind kaum nachweisbare Ausscheidungen vorhanden. Das, was sie jedoch ausscheiden, ist sowohl Kot als auch ein wenig hoch konzentrierter Harn. Doch auch beim Hai gilt – genau wie bei vielen anderen Meeresbewohnern -, dass sie bestrebt sind (aufgrund des Salzgehalts des umgebenden Wassers), möglichst wenig Flüssigkeit abzugeben. Osmotische Vorgänge stellen nämlich auch für sie eine Gefahr dar!
Entgegen der öffentlichen Meinung, Haie seien stets auf der Suche nach Beute, zeigen neuere Erkenntnisse, dass Haie nur alle vier bis sieben Tage Nahrung zu sich nehmen. Intensive Jagdzeiten – die vom immer mehr steigenden Hunger noch zusätzlich stimuliert werden – wechseln sich dabei mit vergleichsweise langen Verdauungszeiten ab. Haie sind aufgrund des speziellen Baus ihres Verdauungsapparates irgendwie in der Lage, Nahrung über einen längeren Zeitraum zu konservieren. Wie genau sie dies schaffen ist noch ungewiss.
Die Menge der verzehrten Nahrung pro Jahr variiert von Haiart zu Haiart, liegt im Schnitt aber ca. bei dem zehnfachen des Körpergewichts des Hais.