Hai Augen

Haie sind im Grunde – trotz der hervorragenden anderen Sinnesorgane – Augentiere. Im Großen und Ganzen entsprechen Hai Augen den Augen anderer Wirbeltiere. So sind auch beim Hai u. a. Netzhaut, Iris und Linse vorhanden. Die Größe der Hai Augen variiert zwischen den einzelnen Haiarten. So beträgt die Größe der Augen bei Zebrahaien (Stegostoma fasciatum), die in vorwiegend klaren Gewässern leben, ca. 1 Prozent der Körperlänge, während sie bei Tiefseehaien bis zu 10 Prozent betragen kann. 

Hai Augen
Hai Augen haben Augenlider (a), Hornhaut (b), Linse (c), eine Aufhängung (d), einen Glaskörper (e), Netzhaut (f) und Sehnerv (g). Manche Haiarten besitzen noch ein zusätzliches Augenlid, die Nickhaut (h). © by Angelo Mojetta

Hai Augen: Aufbau und Funktion

Die Pupillen der Haie sind entweder kreisförmig oder oval und sind diagonal oder senkrecht orientiert. Haie können – im Gegensatz zu den meisten Knochenfischen – die Größe ihrer Pupillen über die Iris verändern. Normalerweise reagieren Hai Augen nur sehr langsam auf sich verändernde Lichtverhältnisse. Doch bei manchen Arten, die in der Nähe der Oberfläche leben, wo sich die Lichtveränderungen also auch im Wasser noch deutlich wahrnehmen lassen, kann die Reaktion sehr schnell erfolgen.

Die Linse ist am Augapfel durch ein System von Muskeln aufgehängt, die es in einer Position halten, die offenbar auf Fernsicht unter Wasser eingestellt ist. Obwohl man weiß, dass diese Muskeln die Linse bewegen können, ist nicht bekannt, ob ein Hai auf ein nahes Objekt auch tatsächlich fokussieren kann. Der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) könnte hier eine Ausnahme bilden, denn wie Beobachtungen zeigen, streckt er zeitweise seinen Kopf aus dem Wasser, offenbar um nach Objekten außerhalb des Wassers Ausschau zu halten. Sein Auge muss also in der Lage sein, sich an die unterschiedlichen Lichtbrechungen unter und über Wasser anzupassen.

Da man mittlerweile außerdem weiß, dass die Netzhaut des Hais sowohl Zäpfchen als auch Stäbchen enthält, liegt die Vermutung nahe, dass Hai Augen grundsätzlich sogar Farben unterscheiden können. Unterschiedliche Experimente scheinen dies zu beweisen. Mithilfe solcher Experimente konnte man sogar noch eine weitere interessante Feststellung machen: Haie scheinen sich über einen kurzen Zeitraum an verschiedene Formen erinnern zu können. 

Hai Augen: Das Tapetum lucidum

Eine sehr wichtige Spezialisierung der Haie stellt das Tapetum lucidum dar, welches dem Hai ermöglicht auch unter schlechten Sichtverhältnissen noch einigermaßen gut sehen zu können. Normalerweise werden Lichtstrahlen, die durch die Pupille dringen, von der Linse auf der Netzhaut scharfgestellt, wo sie die Fotorezeptoren erregen und wiederum Nervenreize über die Sehnerven an das Gehirn weiterleiten.

Das hinter der Netzhaut gelegene Tapetum lucidum verändert in gewisser Weise diesen Vorgang. Es besteht aus tausenden polygonalen Platten, die mit einer Schicht von Guaninkristallen bedeckt sind, welches – ähnlich wie das Silber eines Spiegels – eine hohe Reflektionsrate hat. Das Licht, das die Netzhaut durchdrungen hat, wird somit reflektiert und die Leuchtkraft des Auges nimmt zu.

Der Effekt ähnelt dem eines Katzenauges im Dunkeln.

Die Orientierung der Platten des Tapetum lucidum ist unterschiedlich, denn das Licht muss mit dem größten Wirkungsgrad und dem optimalen Winkel reflektiert werden, um Streuung zu vermeiden. Bei Arten die an der Oberfläche leben sind die Platten mit Säckchen dunkler Pigmente verbunden (sogenanntem Melanin), die bei übermäßiger Helligkeit über das Guanin gleiten um das Reflexionsvermögen herabzusetzen. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Hai zu stark geblendet wird.

Hai Augen: Die Nickhaut

Um sich in Kämpfen mit Beutetieren nicht zu verletzen – und erst recht nicht an den Augen! -, besitzen manche Arten eine Nickhaut, eine Art drittes Augenlid, welches sich im letzten Stadium eines Angriffs vor die Augen schiebt und sie schützt (s. Abbildung unten).

Nickhaut Hai
Grafische Darstellung der Funktionsweise der Nickhaut, die manche Haiarten besitzen. © by Angelo Mojetta

Andere Arten, wie z. B. der Weiße Hai (Carcharodon carcharias), rollen ihre Augen nach hinten in den Schädel, um sie vor Verletzungen zu schützen. In diesem Bruchteil einer Sekunde der Blindheit, verlässt sich der Hai vollständig auf die Lorenzinischen Ampullen. In diesem winzigen Moment besteht für viele potentielle Beutetiere der Unterschied zwischen Leben und Tod, wenn es ihnen in diesem Augenblick gelingt den entscheidenden Zentimeter vom Maul des Hais wegzukommen…