Die Zeit, in der sich Haie fortpflanzen können, ist von Art zu Art unterschiedlich. Weibchen mancher Arten bringen ohne Unterbrechung jedes Jahr ein Junges zur Welt, sobald sie geschlechtsreif sind. Wieder andere bringen einige Jahre hintereinander Junge zur Welt, müssen allerdings auch lange Ruhepausen einlegen.
Bei der Mehrzahl der Haie, scheint die Paarung aber an eine bestimmte Paarungszeit gebunden zu sein. Diese Zeit scheint vor allem von der Umgebungstemperatur abzuhängen, welche den Hormonhaushalt des Tieres auf die Paarung einstellt. Nur zur Zeit der Paarung treffen Haie auf Artgenossen, denn normalerweise sind sie – bis auf einige Ausnahmen – klassische Einzelgänger.
Ablauf der Hai Paarung
Die Paarung an sich verläuft (für menschliche Begriffe) meist äußerst gewaltsam. Männchen kleinerer und vor allem beweglicherer Haie, wie z. B. dem Katzenhai (Scyliorhinus spp.), haben den Vorteil, dass sie sich regelrecht um das Weibchen „herumwickeln“ können.
Bei größeren Arten, ist dies nicht so einfach. Die beiden Partner müssen eine parallele Haltung (Bauch an Bauch) einnehmen, aber diese zu finden, kann außerordentlich schwer sein. Es liegt am Männchen das Weibchen in die richtige Position zu bringen – egal wie. Als wohl probatestes Mittel hat sich das Beißen erwiesen… Das Männchen versucht also durch Bisse und Andrücken an alle möglichen Dinge in der Umgebung, das Weibchen in die „richtige“ Position zu bringen.
Ein wenig Schutz bietet dem Weibchen dabei immerhin ihre dicke Haut, die manchmal doppelt so dick ist, wie die des Männchens. In späteren Phasen wird das – zunächst passive – Weibchen jedoch aktiver, was wiederum dem Männchen einige Bisse und Schrammen einbringt. Beide Partner sind somit nach dieser Begegnung erschöpft und besonders am Rücken, den Seiten und am Flossenansatz deutlich mit Bissen und Schrammen gezeichnet.
Die Geschlechtsorgane der Haie
Die Geschlechter sind bei Haien relativ leicht zu unterscheiden. Männchen sind an den beiden sogenannten Klammerorganen (auch Klasper genannt) zu erkennen, die aus dem aufgerollten inneren Rand der Bauchflossen bestehen. Bei erwachsenen Tieren werden sie meist durch Knorpelteile gestützt.
Normalerweise zeigen diese Organe nach hinten, sind also am Bauch angelegt. Bei der Paarung ist der Hai mit Hilfe seiner Bauchflossenmuskulatur in der Lage, die Klammerorgane nach vorne und nach außen aufzurichten. Die Öffnung der beiden sogenannten Siphone werden freigelegt. Es handelt sich dabei um eine Art subkutane (d. h. unter der Haut liegende) Tasche der Klammerorgane, die beim Schwimmen (also passiv) mit Wasser gefüllt wird.
Das Männchen führt dann bei dem oben beschriebenen Vorgang die Klammerorgane in die Kloake des Weibchens ein (innere Befruchtung). Sind die Klammerorgane bis an das Ende des innersten Teils des weiblichen Geschlechtsapparates eingeführt, treten starre Knorpel aus dem Klammerorgan hervor und verfestigen den (ohnehin schon starken) Kontakt noch mehr. Zugleich versteifen sie das Klammerorgan des Männchens.
In rascher Folge steigen nun die Spermatophoren – eine Art von kleinen Säcken, in denen sich die Spermien mittlerweile angesammelt haben – entlang des Samenleiters in die Kloake des Weibchens hinab. Dort mischen sie sich mit dem Wasser, dass nun aus den Klammerorganen zusätzlich einströmt. Durch den Wasserkontakt werden die Spermien von ihrer Hülle befreit und in den weiblichen Genitaltrakt hineingeschossen. Von dort aus gelangen sie in den Uterus und in die Schalendrüse, wo sie schließlich auf die Eizellen treffen.
Interessant ist, dass die Befruchtung nicht immer unmittelbar nach der Paarung stattfinden muss. Die Spermien des Männchens können in den Schalendrüsen angereichert und für längere Zeit gespeichert werden.
Hai Eier
Hai Eier, deren Größe je nach Art von einem bis zu 100 Millimetern reicht, gelangen meist vom rechten Ovar des Weibchens, wo sie gebildet werden, in die Abdominalhöhle. Von dort aus werden sie über Wimperzellen in einen oder beide Eileiter geführt und erreichen so die Schalendrüse, wo die eigentliche Befruchtung dann stattfinden kann. Von nun an beginnt je nach Art die Tragzeit bzw. die Eiablage.
Die Schalendrüse schneidet nun ihre schützende Hülle aus (der sie übrigens ihren Namen verdankt). Von dieser, je nach Art sehr unterschiedlich dicken Membran, werden die Eier umhüllt. Sie entfaltet sich im Laufe der Zeit mit dem Wachsen des Embryos.
Prinzipiell ist zu sagen, dass Haie nicht versuchen den Fortbestand ihrer Art durch möglichst viele kleine Eier und demzufolge viele Jungtiere zu gewährleisten (sogenannte „r-Strategen“). Es gibt Arten, in denen das Weibchen nur ein oder zwei Junge zur Welt bringt. Diese Jungtiere sind dafür aber sofort in der Lage ein selbstständiges Leben zu führen. Haie sind also sogenannte „K-Strategen“.
Oviparie, Viviparie und Ovoviviparie
Die Art, wie Haie ihre Jungen zur Welt bringen, wird noch differenziert. Es gibt die sogenannte Oviparie und die Viviparie, sowie die Ovoviviparie.
Oviparie:
Ovipar sind vor allem die Grundhaie (Carcharhiniformes), wie z. B. die Ammenhaie (Ginglymostoma spp.). Ovipar bedeutet, dass diese Haie Eier oder Eikapseln in allen nur erdenklichen Formen ablegen. Sie bestehen meist aus einer hornigen Hülle oder Theca, die wasser- und somit auch sauerstoffdurchlässig ist. In diesen Eiern wächst der Embryo heran. Hat der Hai seine Entwicklung abgeschlossen, schneidet er die Hülle mit besonderen, gesägten Schuppen an Schnauze oder Flossen auf.
Viviparie:
Vivipare Haie sind lebendgebärende Haie. Sofort nach der Geburt sind die kleinen Haie von der Mutter unabhängig und begeben sich selbstständig auf Futter- und Verstecksuche.
Ovoviviparie:
Die Ovoviviparie kommt besipielsweise beim Dornhai (Squalus acanthias) vor. Auch hier scheint es sich – rein äußerlich – um lebendgebärende Haie zu handeln. Doch im Muttertier sieht es anders aus. Dort liegen Eier, aus denen noch im Mutterleib die Jungen schlüpfen. Bei manchen Arten fressen die kleinen Haie ausschließlich den Dotter, der dem Ei beigegeben ist. Wenn sich die Eihülle dann (wie beim Dornhai) nach ca. sechs Monaten öffnet, ernähren sich die kleinen Haie weiterhin vom Dottersack. Meist liegen mehrere befruchtete Eier im Uterus des Weibchens. Insgesamt beträgt die Tragzeit beim Dornhai rund 22 Monate.
Anders sieht es bei Arten aus, die sehr kleine Eier und einen kleinen Dottersack haben. Hier besteht meist eine sehr enge Verbindung zwischen Mutter und Embryo. Der spezialisierte Uterus wächst und lange Filamente aus der Schleimhaut dringen in die Kiemenschlitze der kleinen Haie ein. So werden sie mit einer milchigen Nährsubstanz, einer Art „Energy-Drink“, versorgt. Auf diese Weise können beispielsweise Tigerhaie (Galeocerdo cuvier) 82 (!) 51 bis 76 cm große (!) Jungtiere gebären! Der Uterus teilt sich bei vielen Jungtieren in mehrere getrennte Kammern auf, wobei jede Kammer von einem Embryo bewohnt wird.
Bei den Hammer- (Sphyrna spp.) und Blauhaien (Prionace glauca) ist es noch anders. Der Embryo entwickelt sich zunächst unabhängig. Dann heften sich jedoch Dottersack und Eimembran an den Uterus und verwandeln sich in eine Plazenta. Über Blutgefäße und spezielle Transportzellen der Nabelschnur, werden die Jungen stets direkt von der Mutter versorgt.
Oophagie und Embryophagie:
Eine weitere weit verbreitete Art die Jungen zu ernähren ist die sogenannte Oophagie. Dabei fressen die Jungtiere, die zuerst schlüpfen, die anderen im Uterus befindlichen Eier – die meist unbefruchtet sind – auf. So zu sehen beispielsweise beim Makohai (Isurus oxyrinchus) oder auch beim Weißen Hai (Carcharodon carcharias).
Der Sandtigerhai (Carcharias taurus) geht noch einen Schritt weiter: Bei ihm ist sogar intra-uteriner Kannibalismus (Embryophagie), also der regelrechte Kannibalismus innerhalb des Uterus, erkennbar. Die zuerst geschlüpften Jungtiere fressen – neben ihren noch nicht geschlüpften Geschwistern (siehe Oophagie) – durchaus auch bereits geschlüpfte, aber kleinere und schwächere Tiere auf, so dass am Ende nur ein Junges pro Uterus zur Welt kommt. Der Sandtigerhai ist übrigens der einzige Hai bei dem dieser Kannibalismus bekannt ist.
Übrigens: Oftmals findet man am Strand Eikapseln, die so aussehen wie hier unten dargestellt (z. B. kann man diese am Nordseestrand gelegentlich in recht großer Zahl finden).
Hierbei handelt es sich um Eikapseln von Rochen (Batoidea), auch wenn sie denen der Haie ähnlich sehen.
Rocheneier sind gemeinhin viereckiger als Haieier und tragen an den Ecken lediglich kleine „Hörner“ (s. Abbildung unten). Haieier sehen nicht ganz so „kissenartig“ aus, wie die Abbildung der Eikapsel des Pyjamahais (Poroderma africanum) weiter oben auf dieser Seite zeigt.