Hai Fossil: Die Ur- und Frühgeschichte der Haie

Bekannte fossile Haie sehen den heute lebenden Arten teils erstaunlich ähnlich, was (wieder mal) für die so viel zitierte Evolutionstheorie ein Problem darstellt*. Sie werden auf den Zeitraum von der Jura bis zur Kreide datiert (245 bis 65 Millionen Jahre)#. Die Haie gehören damit zu den wenigen Tieren, die schon sehr lange Zeit nahezu unverändert auf unserem Planeten existieren.

Aufgrund des Knorpelskeletts der Haie können allerdings kaum brauchbare Fossilien gefunden werden, denn das Knorpelskelett zersetzt sich in Kontakt mit atmosphärischer Luft sehr schnell. Die häufigsten Fossilien sind daher nur Zähne oder Stacheln, also Bausteine, die nicht aus Knorpel aufgebaut sind. 

Fossiler Haizahn
Das wohl häufigste Hai Fossil überhaupt: Ein Zahn. © by Ron & Valerie Taylor

Hai Fossil: Cladoselache

Die frühesten gefunden Fossilien von Haien sind schätzungsweise „nur“ 370 Millionen Jahre alt. Die zu diesen Fossilien gehörenden Haie bezeichnet man als Cladodonten. Das Maul war endständig oder geringfügig unterständig, der Oberkiefer war am Hirnschädel befestigt und daher kaum beweglich. Der Unterkiefer war ebenfalls starr befestigt. Diesen Bauplan bezeichnet man als amphistyl.

Die wichtigste und wohl interessanteste Gattung innerhalb der Cladodonten ist die der Cladoselache. Haie dieser Gattung wurden bis zu zwei Meter lang, trugen lange und schmale Kiefer und einen Schwanz mit offenbar gleichlangen Lappen. Tatsächlich aber waren sie, der Krümmung der Wirbelsäule nach zu urteilen, heterozerk, d. h. der obere Lappen war größer als der untere (näheres siehe „Hai Flossen“). Diese Schwanzflosse hat vermutlich soviel Geschwindigkeit erzeugt, dass der Hai kleinere Fische einholen konnte, die seine Nahrung darstellten. Auf seinem Rücken hatte er außerdem noch vor jeder Rückenflosse einen starken Stachel.

Das Auffälligste an diesem Hai sind aber wohl die vielen kleinen Platten rings um die Augen, die womöglich als Schutz vor Verletzungen dienten. 

Hai Fossil
Mit viel Glück wurde auch mal ein sehr gut erhaltenes Hai Fossil wie dieses hier gefunden. © by John G. Maise

Hai Fossil: Xenacanthiformes, Ctenacanthiformes, Hybodontiformes

Etwa zu dieser Zeit trat eine hochspezialisierte Form der Xenacanthiformes auf, die alle Süßgewässer der Erde besiedelte. Sie existierte ca. 200 Millionen Jahre lang. Diese Haiart besaß dreihöckerige Zähne, einen spitz zulaufenden Körper mit zwei Afterflossen und einen großen Stachel vor der Rückenflosse. Der Schwanz dieses Hais war diphyzerk, d. h. spitz. Und auch er besaß die amphistyle Kieferaufhängung (Erklärung s. oben).

Leider nur sehr wenig ist von dem als nächstes auftretenden Hai, dem sogenannten Ctenacanthiformes, bekannt. Er besaß zwei kräftige Stacheln vor den beiden Rückenflossen, wobei der zweite Stachel fast senkrecht auf dem Rücken stand.

Vor ca. 320 Millionen Jahren trat dann die Ordnung der Hybodontiformes in Erscheinung, die neben den Ozeanen auch Süßgewässer besiedelte. Auch sie hatten eine amphistyle Kieferaufhängung, aber ihre Kiefer waren dennoch etwas beweglicher und elastischer. Durch die spitz zulaufenden Brustflossen verfügte der Hai vermutlich über einen besonders starken Antrieb. Die hervorragend ausgebildeten Klammerorgane der Männchen (näheres hierzu siehe „Paarung“) belegen zudem, dass auch damals schon innere Befruchtung bei den Haien üblich war. Die kleinen Stacheln nahe der Augen könnten dazu gedient haben, das Weibchen während der Paarung ruhig zu halten. Die Art der Zähne lässt auf eine sehr abwechslungsreiche Nahrung schließen. Sie waren vorne scharf und hinten eher backenzahnähnlich. Diese Haie fraßen scheinbar Fische genauso wie Krabben und andere Krustentiere. Vor den beiden Rückenflossen gab es jeweils einen Stachel und vor der asymmetrischen Schwanzflosse eine Afterflosse. Die Größe dieser Tiere unterschied sich von Art zu Art sehr stark. So gab es Tiere, die gerade mal 15 cm lang wurden, aber auch andere, die bis zu 2,5 Meter Länge erreichten. 

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Dieses Hai Fossil gehört mit einem Alter von ca. 300 Millionen Jahren zu den ältesten jemals gefunden Hai-Fossilien überhaupt. © by John G. Maise

Das Auftreten heutiger Haiarten

Die frühesten Fossilien von noch heute lebenden Haiarten fand man vor ca. 100 Millionen Jahren. Am Auffälligsten – im Gegensatz zu den oben erwähnten Arten – ist mit Sicherheit die nun hyostyle Kieferaufhängung (siehe „Hai Biss“).

Auch heute existieren noch Haiarten mit als „ursprünglich“ oder „primitiv“ eingestuften Merkmalen, wie z. B. der Chlamydoselachus anguineus, der auch Krausenhai oder Kragenhai genannt wird und erstmals um 1870 in Japan gefangen wurde. Er weist genau die Merkmale vieler fossiler Haie auf, die da wären:

  • Schlangenförmiger Kopf mit endständigem Maul
  • Dreispitzige Zähne
  • Sechs Kiemenpaare (normalerweise haben Haie nur fünf)

Aufgrund der merkwürdig aussehenden Kiemen, erhielt dieser Hai übrigens den Trivialnamen Krausenhai. Betrachtet man ihn genauer fällt außerdem die amphistyle Kieferaufhängung auf… sooo „primitiv“ kann sie demnach also nicht sein, wenn sie so lange Zeit schon existiert hat und es noch immer tut (anbei: Amphisylie tritt auch in anderen Tiergruppen auf, z. B. bei den meisten ja eigentlich als „moderner“ eingestuften Knochenfischen)! Der Krausenhai lebt in Tiefen von 200 bis 1200 Metern, wo er vermutlich kaum Konkurrenten zu fürchten hat.

Die erste Gattung mit verkalkten Wirbeln und hyostylem Kiefer, also den Merkmalen, die heute beinahe alle Haie haben, war die der Paleospinax, die vor ca. 180 Millionen Jahren lebte. 

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Ein erst 1982 in Deutschland entdecktes Hai Fossil – ein Orthacanthus senckenbergianus. © by John G. Maise

* Da ich persönlich die Evolutionstheorie für völlig überholt halte, wird sich auf der ganzen Haiwelt-Seite keinen Hinweis auf eine irgendwie geartete Evolution oder Abstammung einiger Haie von anderen finden. Heutzutage gibt es meines Erachtens nach bereits viel bessere und vor allem plausiblere Erklärungsmodelle für unsere biologische Welt (z. B. genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen).

# Bitte mach dir bewusst, dass es immer noch äußerst schwierig ist, sichere Zeitangaben für die Vergangenheit zu machen. Es wird überall so leicht mit Millionen von Jahren um sich geworfen – aber kaum einer weiß, wie man überhaupt auf solche Zahlen kommt und ob sie stimmen können. Ich sage nicht, dass alle solchen Zeitangaben falsch sind, ich sage nur, dass wir lernen sollten kritisch die Dinge zu hinterfragen! Es gibt diverse Hinweise darauf, dass die Datierungsmethoden längst nicht so sicher sind, wie viele denken (wie z. B. hier in einem Artikel vom Deutschlandfunk)…