Im Vergleich zu anderen Wirbeltieren ist das Hai Gehör unterentwickelt, erweist ihm aber dennoch einen außerordentlich guten und wichtigen Dienst.
Haben Haie Ohren? Ja. Aber keine äußerlich sichtbaren wie wir Menschen. Einziges Indiz sind hierbei die winzigen endolymphatischen Poren oben auf dem Kopf des Hais.
Der Hai kann mit seinen Ohren nicht nur Geräusche wahrnehmen, sondern das Innenohr steuert auch die Orientierung und das Gleichgewicht. Zudem ist es eng mit dem Seitenlinienorgan verbunden.
Das Gehör liegt unmittelbar hinter und über den Augen und wird eng von der sogenannten Hirnkapsel umschlossen.
Das Hai Gehör – wie sieht es aus?
Im Wesentlichen besteht das Ohr des Hais aus drei bogenförmigen Kanälen, die das Gleichgewicht und die Orientierung steuern. Diese Kanäle sind im rechten Winkel zueinander angeordnet und jeweils mit einer dicken Flüssigkeit gefüllt.
Jeder dieser Bogengänge besitzt eine sogenannte Ampulla, einen größeren Abschnitt in dem die Sinneszellen konzentriert sind.
Bei jeder Bewegung des Hais verlagert sich die Flüssigkeit und drückt den Schleim der Ampullen und damit auch die Cilien (eine Art winziger Sinneshärchen), die die Sinneszellen in der Ampulla säumen, zusammen. Die Cilien wiederum reizen – ähnlich wie beim Seitenlinienorgan – die mit ihnen verbundenen Nervenfasern, die dann Impulse an das Gehirn weitergeben. Das Gehirn verarbeitet diese Impulse und errechnet so blitzschnell die Geschwindigkeit und die Position im Raum.
Mit den Bogengängen ist ein sackförmiges Organ verbunden, welches aus den drei Teilen Utriculus, Lagena und Sacculus besteht. Letzteres verfügt über Gruppen von Wimperzellen, die auf weniger als 1.000 Zyklen pro Sekunde reagieren. Die höchste Empfindlichkeit liegt zwischen 25 und 100 Hertz. Solch niedrige Frequenzen werden über mehrere hundert Meter übertragen.
Der Sacculus steht mit dichten Partikeln in Verbindung und ist vergleichbar mit den Gehörsteinchen anderer Fische. Aufgrund der Tatsache, dass Haie keine trommelfellähnliche Struktur besitzen, werden die Schwingungen von nahezu dem gesamten Körper aufgenommen und dann über das Körpergewebe an das Ohr weitergeleitet.
Da sich das Hai Gehör und das Seitenlinienorgan der Haie sehr ähneln, spricht man bei diesen beiden, sich ergänzenden Organen, von einem akustiko-lateralen System. So hat jeder Ton, der unter Wasser erzeugt wird, Druckwellen zur Folge, die je nach Entfernung in ihrer Form variieren. Weit entfernte Töne stimulieren mit ihren Wellenformen eher das Innenohr des Hais, während nahe Töne mit ihren Wellenformen effektiver vom Seitenlinienorgan wahrgenommen werden.
Außerdem umfasst dieses System Sinnesgruben, die rings um die endolymphatischen Poren an der Schnauze des Hais, parallel zum Maul und entlang der Brustflossen verlaufen. Sie reagieren besonders auf laminare Strömungen, die immer beim Schwimmen den Körper des Hais entlanglaufen (lat. lamina = „Platte“; beschreibt eine gleichmäßige Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen, bei der keine sichtbaren Turbulenzen, Verwirbelungen oder Querströmungen auftreten). Vermutlich geben sie dem Hai daher Auskunft über seine Lage im Wasser.
Ergänzungen und weiterführende Informationen zum Hai Gehör findest du auch unter „Seitenlinienorgan“.